Hallo miteinander,
ich freue mich euch zu einer weiteren Folge des Podcasts »Sicherheit am Freitag« zu begrüßen. In den letzten Tagen berichtete die Presse wieder einmal über einen Unfall, bei dem ein Helfer vom Ballon hochgezogen wurde und sich beim Absturz aus mehreren Metern Höhe schwer verletzte. Auf diesen aktuellen Fall möchte ich hier nicht eingehen, dafür sind die vorliegenden Informationen zu vage und ich möchte mich nicht an Spekulationen über den Hergang beteiligen.
Aber leider ist es nicht das erste Mal, dass ein Helfer außen am Korb hing. Ich selbst war vor vielen Jahren Zeuge, als ein Helfer, selbst ein erfahrener Pilot, vom Start des Ballons überrascht wurde und außen am Korb hing. Glücklicherweise hing er nicht unten an den Griffen, sondern am Korbrand, und so konnte ihn die Korbbesatzung in den Korb ziehen. Das sind Momente, in denen einem der Atem stockt.
Jemand der außen am Korb nach oben gezogen wird, schwebt immer in Lebensgefahr. Bereits nach wenigen Sekunden hat der Ballon eine Höhe erreicht, wo ein Absturz zwangsläufig mit schweren bis tödlichen Verletzungen verbunden ist. Niemand kann sich längere Zeit außen festhalten, der Absturz ist zwangsläufig.
Bereits nach 4 Metern im freien Fall erreicht man eine Sinkgeschwindigkeit von über 30 Stundenkilometern, und bei 10 Metern Fallhöhe kommt man mit über 50 Stundenkilometern auf. Und um 100 Stundenkilometer zu erreichen benötigt man lediglich eine Fallhöhe von 40 Metern.
Diese Höhen werden von einem Ballon in kurzer Zeit erreicht, schon nach wenigen Sekunden ist man zu hoch um noch ohne Verletzungsrisiko abspringen zu können.
Deshalb gilt die Regel, dass die Füße niemals den Kontakt zum Boden verlieren dürfen, in dem Moment wo man den Boden unter den Füßen verliert gilt - sofort loslassen, sich keinesfalls hochziehen lassen!
Man sollte meinen, dass wenn eine Gefahr erst einmal erkannt ist, die Gefahr damit fast schon gebannt ist. Doch leider ist das nicht der Fall, es kommt immer wieder vor. Mir fallen spontan mindestens fünf schwere Unfälle ein.
Welche Situationen sind jetzt besonders gefahrenträchtig?
Beim Start dürfte es besonders dann kritisch werden, wenn es kein ruhiger Start ist. Sondern der Ballon an der Startfessel tanzt und die Helfer dann versuchen ihn am Boden zu halten. Falls er dann aber doch abhebt, wird es kritisch, insbesondere dann wenn sich die Startfessel für die Haltenden unerwartet löst. Wie gesagt, die Füße dürfen niemals abheben, dann sofort loslassen, sich keinesfalls in die Höhe ziehen lassen.
Der Ballon wird nicht am Landeort entleert, sondern noch an einen anderen Ort gefüllt transportiert. Eine Situation die wohl jeder kennt. Hier gibt es zwei besonders kritische Situationen:
In allen Fällen ist das Problem, dass wir versuchen es abzuwenden dass der Ballon unkontrolliert wegsteigt, und ihn deswegen festhalten möchten, koste es was es wolle. Während das richtige Verhalten wäre, sofort loszulassen, wenn ich in Gefahr bin den Boden unter den Füssen zu verlieren, und zwar sofort, innerhalb der ersten Sekunde.
Natürlich kann man an dieser Stelle empfehlen, den Ballon bei grenzwertigen Situationen am Landeort zu entleeren, und darauf zu verzichten ihn zu einem günstigeren Verpackungsort zu transportieren. Aber wie wir alle wissen, wird das in der Praxis oft nicht gemacht.
Eine andere Möglichkeit ist, dass die Helfer für den Transport nicht an den Griffschlaufen anfassen, sondern den Ballon mit Hilfe des klassischen Halteseils oder eines Seils mit mehreren Enden verbringen. Und der Pilot dann den Ballon feinfühliger im Gleichgewicht halten kann, weil nicht der Zug der Helfer nach unten seinen Eindruck verfälscht. Aber gerade dann, wenn die Situation grenzwertig ist, ist die Gefahr groß, dass man doch am Korb anfasst.
Aber egal welche Methode man wählt, wichtig ist es die Helfer eindringlich darauf hinzuweisen, dass sie sich nie nach oben ziehen lassen dürfen:
Die Füße dürfen niemals abheben!
Wir scheuen nichts so sehr wie den absehbaren Schaden. Und wenn auch der Schaden nur aus einer unbequemen Bergung des Ballons besteht. Eine Erkenntnis aus der Risikopsychologie ist, dass wir bereit sind, hohe Risiken einzugehen, um den absehbaren Schaden zu verhindern. Das sollten wir verinnerlichen, bevor wir das nächste Mal vor der Entscheidung stehen, eine unbequeme Bergung oder einen Flurschaden in Kauf zu nehmen, oder in einer grenzwertigen Situation den Ballon zu transportieren.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, Glück ab, Gut Land und auf Wiederhören, euer Volker Löschhorn